Gianfranco Rosi zeigt seine subjektive Sicht auf die Flüchtlingskrise und verabschiedet die heile Welt
Clik here to view.

In seinem Berlinale-Gewinner kontrastiert Rosi das Leben von Bewohnern der Insel Lampedusa mit den Rettungsmaßnahmen für Flüchtlinge, doch das Ergebnis erschien einigen Kritikern nicht wirklich ausgewogen. Bemängelt wurde etwa, dass den Individuen aufseiten der Inselbewohner (der Junge Samuele und seine Familie) lediglich eine als anonym und teils latent bedrohlich wahrgenommene Masse von Flüchtlingen gegenüberstünde.
Clik here to view.

21 Uno Film / Weltkino
Doch genau da liegt die Qualität: „Seefeuer“ ist ein Film über verzerrte Wahrnehmungen. Denn dies ist ja die Vorstellung: Dass uns das alles nichts angeht, und dass man sein Leben unbehelligt weiterleben könne, wenn man nur Zäune errichtet und Despoten dafür bezahlt, uns die Flüchtlinge vom Leib zu halten. „Seefeuer“ hält auf subtile Weise dagegen, unkommentiert und mit einer Montage, die von Gegenüberstellungen und Assoziationen lebt: Wenn Samuele im Hafen das Rudern übt und dabei abgetrieben wird, dann landet er nicht etwa zwischen Fischkuttern, sondern inmitten einer Armada von Wachbooten.
„Seefeuer“ ist keine journalistische Recherche, kein Thesenfilm, sondern eine unkommentierte Sehhilfe. Ein Film, der zeitweise die Grenzen von der Dokumentation zum Essayfilm überschreitet und dabei die Notwendigkeit der Hilfe ebenso verdeutlicht wie die Vergeblichkeit des Sehnens nach einer scheinbar heilen Welt.
„Fuocoammare“, I/F 2016, 108 Min.,R: Gianfranco Rosi